Es gibt fast so viele Berufe, die mit der Welt des Weins zu tun haben, wie es Weine selbst gibt, und manchmal ist es nicht klar, wer was macht. Aber wenn es darum geht, den Weinstock zu pflegen und seine Früchte zu ernten, spricht man von Winzern oder Weinbauern. Entdecken Sie hier diesen Beruf voller Leidenschaft mit Christophe Bosson, Winzermitglied von La Cave de Genève.
Vom Winzer bis zum Önologen, über den Weinbauer oder den Kellermeister gibt es viele verschiedene Berufe, die mit dem Wein verbunden sind – jeder mit seinen spezifischen Funktionen und Etappen. Genf ist der drittgrösste Kanton in Bezug auf Weinproduktion, gleich hinter dem Wallis und Kanton Waadt. In der Schweiz gibt es etwas mehr als 7000 Winzer und 1500 Kellermeister.
Winzer oder Weinbauer
Hinter diesen Berufen verbergen sich, wenn wir bei den offiziellen Begriffen bleiben, diejenigen, die den Weinstock «pflegen». Die Winzer, auch Winzer-Kellermeister genannt, kümmern sich auch um die Vinifizierung ihrer Trauben und die Vermarktung des Weines. Auch wenn diese Winzer ihren Beruf meist auf dem eigenen Weingut ausüben, gibt es einige, die Akkordanten genannt werden, die kein eigenes Weingut haben und vom Eigentümer der Parzellen je nach geleisteter Arbeit bezahlt werden.
Ein ewiger Zyklus
Leidenschaftlich in seinem Beruf und verliebt in sein «Terroir», ist Christophe Bosson verantwortlich eines Anwesens von 10 Hektar Reben, die grösstenteils an den Hängen von Bardonnex liegen, wo er ein Dutzend verschiedener Rebsorten für die Weine von La Cave de Genève anbaut. Ausserdem reserviert er eineinhalb Hektar seiner Reben für die Produktion seines eigenen Weins. Fragt man ihn, seinen Job zu beschreiben, antwortet der warmherzige Landwirt, der auch über fünfundvierzig Hektar Getreideanbau regiert, zunächst, dass es eine Art unendliche Geschichte ist «Unser Alltag ist ein saisonaler Zyklus. Und im Gegensatz zu dem, was manche Leute denken, arbeiten wir nicht nur während der Ernte und die Trauben wachsen nicht von selbst!»
Der Zyklus von Christophe Bosson beginnt im Herbst, einige Wochen nach der Ernte: «Es ist Zeit für den Rückschnitt, der bis im März dauert. Ziel ist es, das Geäste, das im Laufe des Jahres an der Rebe gewachsen ist, zu entfernen, um nur eines zu behalten. Im Frühjahr davor, während des Entknospens, bilden wir den Stamm, indem wir Zweige auswählen. Dabei werden ein oder zwei für die zukünftige Ernte geplant. Das ist das Holz, das wir aufbewahren. Eine langfristige Arbeit, die Christophe Bosson sehr zu schätzen weiss: «Es ist natürlich zeitaufwendig, aber es ist eine Aufgabe, die sich über einen langen Zeitraum erstreckt, und hierfür schenken wir gerne etwas Zeit. Ich bin im Weinberg mit meinem Mitarbeiter, der eigentlich mein wichtiger Partner ist. Wir sprechen miteinander, oder auch nicht. Es ist eine schöne Tätigkeit und wir haben es nicht eilig. »
Wie die Jahreszeiten vergehen
Wenn der Frühling kommt, ist es Zeit für das Abbrechen der Triebe: «Wir gehen über jeden Stumpf und entfernen einige Triebe, um nur 6 bis 7 zu behalten. Wir behalten nur die Gesündesten, das heisst nur die, die gerade wachsen. Dabei denken wir aber auch stets an die Bildung des Weinstocks und planen den künftigen Rebschnitt. Wir nutzen diese Zeit auch, um die «Fehler» des Vorjahres auszugleichen, wie z.B. Holz, das durch den Wind oder die Maschinen kaputt gegangen ist oder einfach nicht gut gewachsen ist.
Danach kommt die Spalierbildung: «Der Weinstock ist wie eine Schlingpflanze, er wächst nicht gerade. Er wird an Drähten befestigt, so dass jeder Ast und dann jede Weintraube genügend Platz hat. Gleichzeitig entfernen wir das Laub im Bereich der Trauben, damit diese gut belüftet sind. Dadurch wird das Risiko von Fäulnis und anderen Krankheiten verringert. Wir behandeln unsere Reben dann gegen falschen Mehltau und echten Mehltau. Auf diese Weise können sich die Blätter mit voller Kapazität entfalten, um die notwendige Energie für die perfekte Reifung der Trauben zu liefern.
Die Blätter müssen gut belichtet sein, damit die Trauben richtig reifen können und gleichzeitig müssen sie die Sonne und Wärme durchlassen, damit nicht zu viel Feuchtigkeit entsteht.
Die Ernte als Ziel
In der Mitte des Sommers, etwa im Juli, fährt der Winzer mit dem fort, was er «grüne Lese» nennt: «Wir entfernen einen Teil der Trauben an jeder Rebe. Dadurch ist es möglich, die produzierte Menge pro Quadratmeter für jede Rebsorte zu steuern, je nach der von den Önologen geforderten Qualität. Das Ziel ist es, eine perfekte und homogene Reife zu erreichen, die hervorragende Weine garantiert. »
Nach einem wohlverdienten Urlaub ab Mitte August ist es Zeit, sich auf die Ernte vorzubereiten, die im September beginnt: «Sie dauert etwa sieben Wochen. Wir beginnen mit Chardonnay und Pinot Noir für Baccarat-Schaumweine. Am Ende ernten wir den Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon, die die späteren Rebsorten sind. Unsere Arbeit hängt stark von der Reifung und dem Wetter ab…»
Danach ist die Arbeit am Weinberg abgeschlossen. Dies ist das Ende eines Zyklus, der in ein paar Wochen mit dem Rebenschnitt wieder aufgenommen wird. Ein weiterer Teil der Arbeit von Christophe Bosson ist die Verwaltung seines Weinbergs: «Wir erneuern Rebstöcke zugunsten neuer Rebsorten oder Sorten, die dem Geschmack der Verbraucher besser entsprechen. Von der Aussaat der neuen Sorte bis zur ersten vollen Ernte vergehen durchschnittlich 4 Jahre.»
Leidenschaft und Selbstaufopferung
Geduld, Mut… auf die Frage nach den Voraussetzungen, die man braucht, um seinen Beruf auszuüben, antwortet Christophe Bosson, ohne zu zögern «Selbstaufopferung»: «Ja man muss sich bewusst sein, dass es nicht immer ein Traumjob ist. Im Sommer sind wir in den Weinbergen bei 35°C. Im Winter arbeiten wir manchmal stundenlang im eiskalten Wind. Man muss auch die Schicksalsschläge hinnehmen, den Hagel, den Frost…»
Eine andere wichtige Eigenschaft ist die Aufmerksamkeit: «Wir müssen ein gutes Verständnis für unsere Terroirs haben, der Rebe grosse Aufmerksamkeit schenken, denn, wie das Sprichwort sagt: Die Rebe mag keinen Schatten, ausser den Schatten ihres Winzers. »